Erstmal vorab, ich bin mit meinen knappen 33 Jahren bekennendes Papa Kind. Schon immer. So lange ich atme ist mein Papa mein Held. Für mich ein (fast) Heiliger und der perfekte Papa. Und wer was anderes sagt, stinkt. Soviel erstmal dazu. 😉
Dieser Post soll niemanden angreifen. Es gibt natürlich auch Familien, wo es keinen Papa gibt, aus unterschiedlichen Gründen. Und auch alleinerziehende Mamas geben natürlich ihr Bestes.
Dieser Post richtet sich an Elternpaare, egal ob sie zusammen leben oder nicht, ob sie verheiratet sind oder nicht.
Viele Papas wollen sich mehr um ihren Nachwuchs kümmern, können oder dürfen aber seitens der Mutter nicht. Und für genau diese Papas ist dieser Post.
Die Rolle des Vaters im Wandel
Nun wollen wir aber mal ein bisschen sachlich werden.
Die Rolle des Vaters hat sich im Laufe der Zeit verändert.
In der Antike war der Vater das uneingeschränkte Familienoberhaupt, welches mit entsprechender Autorität die Geschicke der Familie quasi alleine lenkte. Der Vater in den 50ern war disziplinierender Alleinversorger der Familie und stellte die materielle und finanzielle Versorgung sicher.
Mit der zunehmenden Emanzipation und dem Aufbegehren der Frauen in den 60ern änderte sich auch die Rolle des Vaters.
Der Vater heute
Heute sind die Väter zunehmend bereit für ihre Kinder engagiert an ihrer Kindheit mitzuwirken. Sie nehmen an Geburtsvorbereitungskursen teil, unterstützen die Partnerin während der Geburt und versorgen ihre Säuglinge. Inzwischen gibt es sogar in der Öffentlichkeit zunehmend Wickelmöglichkeiten auch auf den Herrentoiletten. Dies war bis vor einigen Jahren ja fast ausschließlich in Damentoiletten möglich.
Väter begleiten ihre Kinder zunehmend in allen Erziehungsfragen durch die Kindheit und Jugend. Dies ist nicht mehr alleiniges Aufgabengebiet der Mutter. Das Interesse der Väter an einer aktiven und liebevollen Vater Kind Bindung hat in den vergangengen 30 Jahren grundlegend zugenommen.
Warum ist der Vater so wichtig für das Kind?
Durch die Säuglings-, Kleinkind- und Väterforschung hat man herausgefunden, dass es für die gesunde soziale und seelische Entwicklung von Kindern existentiell ist, dass sie einen positiv aktiv an ihrem Leben teilhabenden Vater haben.
Entwicklungspsychologisch kann man die kindliche Entwicklung in drei entscheidende Zeiträume eingrenzen. Die Triangulierungsphase (Dreieckbildungsphase) im ersten bis dritten Lebensjahr. Die erste ödipale Phase im vierten bis sechsen Lebensjahr und die zweite ödipale Phase im zwölften bis sechzehnten Lebensjahr.
Schauen wir uns diese doch mal im Einzelnen kurz an.
Triangulierungsphase
Früher war man der Ansicht, dass Babys und Kleinkinder den Vater erst brauchen, wenn dessen Autorität in Erziehungsfragen wichtig wurde. Heute weiß man, dass dies unbedingt und grundlegend korrigiert werden muss.
Heute weiß man, dass auch der Vater, insbesondere im Abnabelungsprozess von der Mutter, eine sehr wichtige Rolle bereits in dieser frühen Kindheit einnimmt.
Auch für ein ganzheitliches Selbstbild des Kindes ist es notwendig, dass es sowohl Mutter als auch Vater als Identifikationsmodell hat.
Die Entwicklung des Kindes profitiert also nur davon, wenn beide Elternteile sich gegenseitig ermöglichen ihre Rollen wahrzunehmen und auszufüllen.
Entscheidend ist aber auch die Beziehung der Eltern in dieser Zeit. Nur wenn der Mann seine Frau als Partnerin akzeptiert und sie gleichzeitig in ihrer Mutterrolle bestätigt, ist sie innerlich ausgeglichen genug, um das Kind freigeben zu können. Umgekehrt wird der Mann seine Vaterrolle umso besser ausfüllen, je mehr er sich von seiner Frau geliebt und in seinem väterlichen Engagement nicht ausgegrenzt fühlt. Eine gelungene Triangulierung stellt also einen Kreislauf wechselseitig positiver Bezogenheit innerhalb des Beziehungsdreiecks dar.
https://www.familienhandbuch.de/familie-leben/familienformen/muetter-vaeter/diebedeutungdesvaters.php
Die erste ödipale Phase
Nachdem sich das Kind von der Mutter abgenabelt hat, entdeckt es sich als eigenständig. Es sieht sich konfrontiert mit der neuen fremden Umwelt und den Anforderungen sich darin zu orientieren und zu behaupten.
Die Rolle des Vaters bei der Bewältigung dieses Entwicklungsschritts kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Anders als die Mutter, die dem Kind hauptsächlich durch ihre Emotionalität und sprachliche Kommunikation den notwendigen Rückhalt gibt, vermittelt der Vater ihm die Welt durch aktive Konfrontation, Ermutigung, Förderung und gesellschaftlich vorgegebene Normensysteme.
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Diese Unterschiede in den elterlichen Beziehungsangeboten ergänzen sich zu einer notwendigen Einheit, die es dem Kind ermöglicht positive Vorbilder in seinen Gewissensinstanzen zu verinnerlichen. Dies hilft dem Kind später ein positives Selbstbild zu entwickeln.
Die zweite ödipale Phase
Diese umschreibt die Pubertät. Diese geht meist mit einer Identitätskrise und der Aufgabe einher, sich selbst zu finden, eigene Wertvorstellungen zu entwickeln und die eigene Rolle in der Gesellschaft zu finden.
In dieser Phase sind Väter oftmals wichtiger als Mütter, hierbei verweise ich auf die Wichtigkeit der unterschiedlichen, sich ergänzenden Mutter – und Vaterrollen.
Während die Mutter ab der Geburt zunächst die wichtigere Bezugsperson ist (allein schon evolutionär betrachtet), so übernehmen Mutter und Vater in der ersten ödipalen Phase die Erziehungsaufgaben zu gleichen Teilen. Die Verantwortung der Väter gipfelt hier nun in der Pubertät. Der Vater ist wichtig, damit sowohl Jungen als auch Mädchen ein positives Selbstbild entwickeln können.
Darüber hinaus wird in der Pubertät mit dem Schritt zur Geschlechtsreife das Gefühl für die eigene psychosexuelle Identität erst grundlegend gefestigt. Nur wenn die Tochter durch die Identifikation mit dem Vater und durch seine Bestätigung ein weibliches Selbstbild und ein positives Männerbild verinnerlichen kann und wenn der Sohn zu seiner eigenen männlichen Identität findet, werden beide beim Eintritt in die Gesellschaft und in die Welt der Sexualität über ein stabiles Selbstgefühl als Frau oder als Mann verfügen.
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Meine Erfahrungen in meiner eigenen Familie
Soviel dann zum fachlichen, durch Forschung belegten Teil.
Wir haben bei unseren beiden Kindern beide Wege beschritten. Beim ersten Kind bin ich zu Hause geblieben, mein Mann ist arbeiten gegangen. Das haben wir drei Jahre lang so durchgezogen. Mein Mann war selten ansprechbar, da er beruflich bedingt einfach sehr eingespannt war. Für uns war das ok so, denn wir kannten es ja nicht anders.
Als sich dann unser zweites Kind ankündigte, war für mich klar, dass ich dieses Mal nicht zu Hause bleiben würde. Ich wollte zum Einen meinen Beruf nicht wieder aufgeben, denn den liebe ich wirklich sehr. Und zum Anderen war es mir wichtig, dass auch mein Mann die Erfahrungen macht, die ich gemacht habe, was die Betreuung und Versorgung eines Babys in den ersten Jahren als Hauptperson anging. Dadurch erhoffte ich mir einerseits deutlich mehr aktive Familienzeit, die beruflich bedingt seitens meines Mannes eindeutig zu kurz gekommen war. Und zum anderen Verständnis für diverse Konfliktsituationen mit unserem Erstgeborenen.
Ich konnte beobachten, dass unser Großer als Kleinkind in Situationen, in denen er Trost und Sicherheit suchte, primär zu mir als Mutter kam.
Hingegen beim Toben zuoberst seinen Vater suchte.
Bei unserem Kleinen, der Papa als erste Bezugsperson hatte, ist es so, dass er durchaus zu uns beiden kommt. Aber wenn er Hilfe braucht ruft er prinzipiell zuerst nach Papa. Wenn er den Papa nicht sehen kann, oder Papa mal nicht da ist, fragt er immer wieder nach ihm. So wie es sein Bruder früher mit der Mama gemacht hat.
Der Vater meiner Kinder
Mein Mann ist kein Draußenpapa. Er geht nicht gerne auf den Spielplatz oder in Krabbelgruppen. Das muss er auch gar nicht. Mein Mann ist der Typ Papa, der mit einer stoischen Gelassenheit Lego zusammenbaut, Kabel wieder einsammelt, Dinge repariert, Milch – Wasser – und Saftpfützen aufwischt, Hochebenen baut, und mit dem Großen am PC Schienenwelten aufbaut. Mein Mann ist der, der seufzend aufsteht, und seine Söhne aus Bäumen pflückt. Er ist der, der morgens über Rückenschmerzen klagt und nachmittags trotzdem zwei Kinder auf sich rumspringen hat.
Er ist auch der, der glücklich ist, wenn beide schlafen und nicht pausenlos “Papa” und “oh oh” durchs Haus schallt. 😉
Ich persönlich denke…
Es ist gut, dass Väter aktiver am Leben ihrer Kinder teilhaben wollen. Kinder profitieren in so vielen Punkten davon, wenn sie einen Vater haben, der einfach wirklich da ist. Der mit ihnen durch das Kinderzimmer tobt, der sie in der Karre durch die Gegend schiebt und der sie in den Arm nimmt, wenn sie traurig sind. Der mit ihnen Sandburgen baut und Hütten im Wald.
Papas sind anders als Mamas. Und das ist wichtig. Für alle Kinder.
Deshalb appelliere ich hier für die Papas an alle Mamas, die das noch nicht können. Gebt euren Kindern die Chance, einen aktiven Papa zu haben. Gebt den Papas die Chance ihre Kinder im Groß werden zu begleiten. Sie werden es euch danken. Und ihr habt Zeit für den Mädelsabend. Vertraut darauf, die Papas wollen genauso nur das Beste für ihr Kind wie ihr als Mama. Sie lieben ihre Kinder. Lasst es sie zeigen. Lasst sie Papa sein!