In den letzten Tagen ging es auf Instagram in der Story von Joanaslichtpoesie um das Ankommen. Und ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, ob ich mich angekommen fühle. Und irgendwie weiß ich es nicht.
Vom nicht wissen wohin man will
Ich habe nach der Realschule mein Fachabi gemacht, weil ich nicht wusste, was ich mit meiner Zukunft anfangen wollte. Ich hatte ein paar Ideen, aber nichts konkretes. Schon nach dem ersten Jahr im Fachabi wusste ich zumindest, was ich beruflich machen wollte. Ich wollte Erzieherin werden. Kinder beim Wachsen begleiten. Das habe ich dann auch umgesetzt.
Ich bin einfach ganz alleine 700km von zu Hause weg gezogen um Erzieherin zu werden. Das war, glaub ich, einer meiner größten Mutausbrüche. Ganz allein in eine neue Stadt. Und dann auch noch so weit weg. Da bin ich schon ziemlich stolz auf mich, dass ich das damals tatsächlich einfach gemacht habe.
Ich habe in der Zeit dort einiges ausprobiert. Ich habe als Nanny gearbeitet, mich ehrenamtlich beim Kinderschutzbund in einer Horteinrichtung engagiert und war ehrenamtliche Mitarbeiterin im örtlichen Tierheim. Ich war also eigentlich den ganzen Tag unterwegs, und nebenbei habe ich meine Ausbildung gemacht.
Irgendwann zog ich dann wieder um, 700km zurück in die Nähe meiner Familie und zu meinem Partner. Mit dem zog ich irgendwann auch zusammen, wir bekamen unser erstes Kind, zogen gemeinsam um, heirateten, zogen wieder um und bekamen unser zweites Kind.
Jeder Umzug ein kleiner Meilenstein
Mit meinem ersten Umzug, soweit weg von zu Hause, von meiner Familie und meinem Umfeld, hat mich an mir selbst wachsen und zu mir selbst finden lassen.
Mein Umzug zurück in die Nähe meiner toxischen Erzeugerin zog mich zurück in eine Rolle, in die ich nicht mehr passen wollte und konnte, und ich habe mich gelöst, Kontakt abgebrochen. Mein nächster Umzug hob meine Beziehung auf eine andere Ebene. Aus einem Paar wurde eine Familie. Mit dem nächsten Umzug wuchs ich in meiner Mutterrolle, machte eine Zusatzqualifikation, die mir die Selbstständigkeit als Tagesmutter ermöglichte. Und ich fasste als Erzieherin nach der Elternzeit Fuß bei einem Arbeitgeber, dem ich 5 Jahre treu blieb. Der nächste Umzug machte unsere Familie komplett, mit der Geburt unseres zweiten Kindes.
Die Tagesmuttertätigkeit habe ich inzwischen aufgegeben. Weil sich das mit der Anstellung, der Familie und dem Privatleben nicht auf Dauer vereinbaren ließ. Ich bin also aktuell nur noch Erzieherin.
Der nächste Schritt ist ein Arbeitgeberwechsel. Der wird nicht mit einem Umzug gekoppelt sein. Meine berufliche Rolle als Erzieherin ist für mich klar definiert. Ich weiß, wie ich arbeiten will, kenne mein Bild vom Kind und meine Einstellung zum Job.
Meine Rolle als Mama unterliegt einem steten Wandel. Meine Kinder wachsen, und ich wachse mit ihnen. Wir verändern uns miteinander, und ich glaube in dieser Rolle kann man nicht ankommen. Weil sie sich stets wandelt.
Wie fühlt sich ankommen an?
Vielleicht ist Ankommen gar nicht das eigentliche Ziel. Zumindest nicht meins. Vielleicht ist Ankommen ja auch gleichbedeutend mit Stillstand? Das wäre ein, für mich, nicht erstrebenswerter Zustand. Ich möchte keinen Stillstand. Ich möchte weiter wachsen, mich weiterbilden, Neues lernen. Und solange ich das weiterverfolge kann ich nicht wirklich ankommen. Oder doch? Ist Ankommen vielleicht gar kein “Ziel” per se, sondern ein Gefühl? Das Gefühl, endlich wirklich zu sich selbst gefunden zu haben?
Ist Ankommen gar nicht dieses Klischeebild “Haus, Kinder, Garten mit weißem Zaun”? Ist Ankommen vielleicht eher eine Erkenntnis? Bin ich vielleicht angekommen, wenn ich weiß, was ich wirklich will? Und damit einem steten Wandel unterlegen? Unser Ziel, das was wir selbst im Leben erreichen wollen, ändert sich stetig. Wir passen unsere Zielvorstellungen unseren Erkenntnissen an. Wir erreichen vielleicht dieses Traumbild, was unsere Zielvorstellung ist, und stellen dann fest, dass es das doch nicht ist. Dann sind wir vielleicht für eine Weile angekommen, aber machen uns dann doch wieder auf die Reise zu einem neuen Ziel. So wie sich unsere Persönlichkeit verändert, verändert sich auch unsere Lebensvorstellung.
Am Ende stellen wir vielleicht fest, dass wir angekommen sind, wenn wir feststellen, was wir in unseren jeweiligen Lebenssituationen brauchen.