Wir schreiben regelmäßig. Du erzählst aus deinem Leben und ich aus meinem. Ich habe ein Familienleben in einer Kleinstadt und du eroberst die Großstadt und blühst darin auf. Wir können uns beide nicht vorstellen, mit der anderen zu tauschen. Und doch lieben wir uns und würden die Andere niemals in unserem Leben missen wollen. Du bist mein sechser im Lotto, sagte mein Vater mal zu mir, als ich mit ihm über dich und unsere Freundschaft sprach.
Wir kennen uns quasi unser ganzes Leben. Wir waren zusammen in der KiTa und wurden gemeinsam in eine Klasse eingeschult. Du warst das schüchterne Sensibelchen und ich versuchte meine eigene Unsicherheit in bissigen Sprüchen zu verstecken. Wir mochten uns schlichtweg nicht sonderlich und vermissten uns auch die folgenden 5 Jahre nicht besonders. Verschwendeten vielleicht nicht mal einen Gedanken aneinander. Ich war weg gezogen und du hast vermutlich durchgeatmet (und lesen gelernt. Sorry, aber den konnte ich mir nicht verkneifen. ;* ). In der 8ten Klasse zogen wir mal wieder um und als ich an einem Januarmorgen meine neue Klasse betrat sah ich dich. Ich wusste auf Anhieb ich kenne dich. Ich hielt dir in den nächsten Tagen ein Foto unserer KiTa Zeit unter die Nase, plump, aber hey, ich war mega nervös, unsicher und erinnerte mich wenig an meine bissige Art in der Grundschule. Von da an entwickelte sich unsere Freundschaft und wir verbrachten quasi unsere gesamte Freizeit miteinander. Wir waren unzertrennlich, wo die eine war, war die andere nicht weit. Dank dir habe ich einen ziemlich guten Realschulabschluss gehabt, und ja verdammt, ich weiß auch heute noch genau, wo sich welches Gebirge auf der Karte im Atlas befindet, und ich kann dir auch (die meisten) Hauptstädte zu den europäischen Ländern sagen. Nach dem Realschulabschluss änderte sich unser Alltag. Du gingst aufs Berufliche Gymi und ich machte Fachoberschule. Ein Gelände, unterschiedliche Klassen. Danach ging ich nach Schleswig Holstein und du nach Ilmenau. Dann zogst du nach Berlin und ich ließ mich in Nordhessen nieder.
Wir sehen uns inzwischen nur noch selten. Zu selten. Meistens fehlst du mir ganz schön. Und ich fehle dir. Aber wir schreiben. Fast jeden Tag. Immer wieder. Und niemals würde ich dich in meinem Leben vermissen wollen. Denn du bist mein sechser im Lotto. So eine Freundin, wie dich, die finde ich nie wieder. Brauche ich auch nicht, denn ich habe ja dich.
Und auch wenn unsere Lebensmodelle unterschiedlicher nicht sein könnten. Du bist mein Stück Kindheit. Du bist in den dunkelsten Stunden bei mir gewesen und in den hellsten. Du warst bei mir, als ich ich mit meinem ersten Kind in der Klinik war. Du warst an meiner Seite als ich geheiratet habe. Du bist da, wenn ich todunglücklich bin und wenn ich vor Freude völlig aufgekratzt bin. Du bist da, wenn ich wehmütig bin und wenn ich einfach mal drauf los reden will. Du steigerst dich mit mir in alles rein und holst mich wieder auf den Boden. Du hilfst mir, auch mal andere Sichtweisen zu erkennen, wenn ich verbohrt bin.
Du kennst jede meiner Macken und belächelst den ein oder anderen Spleen. Du nimmst mich immer ernst, auch wenn ich völlig albern reagiere. Du bist einfach toll. Und ich kann gar nicht oft genug sagen, wie lieb ich dich hab. Für alles was du bist und immer für mich warst.
Meine liebste beste Freundin. Ohne dich wäre ich nicht ich. Danke, dass du immer da bist! Immer da warst! Und immer da sein wirst! Ich liebe dich!